Gemeinde Löbichau
Der alte Ortsname „Luboch" taucht erstmals im Jahre 1293 (1274 Kayna) auf. Seine Identität verweist auf slawischen Ursprungs. Im Mittelpunkt des Ortes befindet sich das Schloss.
Historische Quellen erwähnen als erstes Gebäude das Wasserschloss, welches inmitten eines Sumpfgeländes errichtet worden war. Ihm folgten später das Rittergut und eine bedeutende Schäferei. Im Jahre 1796 erwirbt die Herzogin Anna Dorothea von Kurland „Löbichau". Damit setzt erstmals eine rege Bautätigkeit ein. Das Herrenschloss im klassischen Stil wird auf Pfählen errichtet und gibt so dem Bauwerk ein festes Fundament im Sumpfgebiet. Der englische Garten und der Löbichauer Hain werden angelegt. Schloss Tannenfeld mit seiner Parkanlage wird unmittelbar in diesem Zusammenhang mit errichtet.
Die Herzogin holt in den Jahren einflussreiche Poeten, Dichter, Geistliche und Geistesgrößen nach Löbichau. einen Höhepunkt erreicht das Geistesschaffen in den Jahren von 1819 bis 1821, der als „Musenhof zu Löbichau" in die Geschichte eingeht.
Mit der Gründung des Landes Thüringen im Jahre 1920,welches sich an die Grenzen des alten Thüringer Reiches von 531 anlehnte, wurde unser Gebiet Teil des Thüringer Landes. 1946 wird aus dem ehemaligen Schloss Löbichau eine Pflegeanstalt für bedürftige Menschen.
1968 zieht in die Gemeinde Löbichau, ein bis dahin unbekannter Industriezweig, der Uranbergbau ein. Mit der Errichtung der Schächte Beerwalde und Drosen wird die bis dahin von der Landwirtschaft geprägte Landschaft auf den Kopf gestellt. Der „Rote Turm" in Löbichau wird zum Wahrzeichen einer Zeit der wirtschaftlichen Umgestaltung in der Gemeinde Löbichau. 1991 wird die Förderung des Uranerzes eingestellt. Eine der größten Sanierungsaufgaben und -ziele im wiedervereinigten Deutschland, der des Uranbergbaues, beginnt. Seinen Höhepunkt hat er mit der Repräsentation zur Weltausstellung „Expo 2000" in unserem Gebiet erfahren. Seit 1997 ist der Sitz der Gemeinde Löbichau im historischen Schloss untergebracht .
Anna Dorothea von Kurland
Ihre Eltern waren Reichsgraf Friedrich von Medem aus altem kurländische Adel und Louise Charlotte von Manteuffel.
Am 6. November 1779 heiratete sie den um 37 Jahre älteren Peter von Biron, Herzog von Kurland und Semgallen. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen zwei im Kindesalter starben.
Durch ihre Schönheit und ihre Stellung als Herzogin von Kurland hatte Dorothea Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen. Wegen politischer Schwierigkeiten mit dem kurländischen Adel und dem Lehnsherrn, dem König von Polen, war Dorothea im Auftrag des Herzogs mehrmals viele Monate in diplomatischer Mission in Warschau, unternahm aber auch Reisen nach Berlin, Karlsbad, Sankt Petersburg u. a. Durch die langen Abwesenheiten ergab sich eine Entfremdung zu Herzog Peter. Nach der Geburt der jüngsten Tochter Dorothea (1793) lebte die Herzogin überwiegend im Palais Kurland in Berlin und führte dort einen aristokratischen Salon. 1794 erwarb sie die Gutsherrschaft Löbichau im Altenburgischen.
Auf dem neu errichteten Schloss verbrachte sie die Sommermonate und gestaltete es zum Mittelpunkt ihres Lebens. Durch die Einladung von Dichtern, Philosophen, Verwandten und Freunden wurde Löbichau bald als Musenhof der Herzogin von Kurland bezeichnet.
Auch Ihre ältere Stiefschwester Elisa von der Recke hielt sich mit Christoph August Tiedge mehrmals in Löbichau auf. Zar Alexander I. von Russland, Friedrich Wilhelm III., Napoleon I., Talleyrand, Metternich, Goethe, Schiller und andere Persönlichkeiten der Zeit kannte die Herzogin persönlich.
Nachdem ihre jüngste Tochter Dorothea 1809 den Grafen Edmond de Talleyrand-Périgord, einen Neffen des Außenministers Talleyrand geheiratet hatte, lebte Dorothea von Kurland regelmäßig in Paris und hatte eine intensive Beziehung zu Talleyrand. Unter dessen Einfluss wandelte sich ihre anfängliche Begeisterung für Napoleon in eine entschiedene Gegnerschaft. Im Jahr 1814 reiste sie zum Wiener Kongress, wo sie feststellen musste, dass ihre Tochter Dorothea Talleyrands Geliebte war.
Dorothea von Kurland starb am 20. August 1821 in Löbichau. Ihr Leichnam wurde einige Jahre später in die Familiengruft nach Sagan überführt, wo im Jahre 1800 auch Herzog Peter von Biron bestattet worden war.
Luise von Tümpling
Luise von Tümpling war die letzte Besitzerin von Schloß Löbichau. Weihnachten 1903 feierte sie in Rom unter einem Thalsteiner Tannenbaum. Auf Sizilien ging ihr eine andere Welt auf.Schon damals trug sie sich mit dem Gedanken, ihr Haus zu bestellen. Dazu gehörte die Einleitung des Entschlusses, ihren eigenen Besitz der deutschen Adelsgenossenschaft zu schenken, behufs Begründung des evangelischen adligen Damenstifts, das die Namen Johanna, (Herzogin von Acerenza), und Luise (Gräfin Hohenthal-Königsbrück, die 1845 verstorbene direkte Schwester ihrer Mutter ) trägt.
Die Ausführung dieses Gedankens im Jahre 1907 erforderte viel Idealismus, viel Selbstverleugnung und Thatkraft.
Weitherzig, wie sie war, gab sie ihrer Zustimmung, dass die Adelsgenossenschaft ihrerseits in einem der beiden Schlösser von Löbichau eine Frauenschule einrichtete.
Am 10. August 1908 fand die feierliche Einweihung des Johanna-Luisen-Stiftes statt.
Wappen der ehemaligen Besitzer von Löbichau
Frauenschule Löbichau
Das Rittergut Löbichau mit seinen beiden Schlössern, den Park und einem Hain gehörte zur Zeit der Gründung der Frauenschule zum Herzogtum Sachsen-Altenburg. Im alten Schloss wurden 1908 das Evangelische Johanna-Luise-Damenstift, im neuen nach einem Umbau eine wirtschaftliche Frauenschule für 36 Schülerinnen eingerichtet. Leiterin und Lehrerinnen waren in Reifensteiner Schulen ausgebildet. Da die Nachfrage sehr groß war, wurde im Laufe der Jahre die Aufnahme von Schülerinnen auf über 40 erhöht. Wie andere Frauenschulen auch, erlebte die Schule Löbichau direkt nach Kriegsbeginn eine große Fluktuation von Schülerinnen. Im Laufe des Jahres 1915 gingen dann vermehrte Anmeldungen ein, und der Unterricht konnte vorerst unbeeinträchtigt fortgesetzt werden. Obwohl die schwierigen Kriegs- und auch Nachkriegsjahre überstanden wurden, verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Schule in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre. Die Frauenschule reagierte mit der Absicht, die Betriebe auszubauen sowie stärker auf Erwerb umzustellen und versuchte, neue Ausbildungsangebote zu entwickeln. Da die Schülerinnenzahlen jedoch trotz umfangreicher Werbeaktionen weiterhin gering blieben und Jahr für Jahr eine Defizit , das von der Deutschen Adelsgenossenschaft ausgeglichen werden musste , wurde die Schließung zum 01. Oktober 1930 bekannt gegeben.
Im neuen Schloss entstand anschließend ein „Familien- und Damenheim“. Nach 1945 wurde das Schloss als Kreisaltersheim des Landkreises Gera, nach 1951 des Landekreises Schmölln und des Landkreises Altenburger Land genutzt.
Ausbildungsangebote:
Maidenjahr, ab 1926 als Frauenlehrjahr, Lehrlinsjahr und Hausmaidenjahr, Hauswirtschaftliche Lehrlinge , 1927 Anerkennung als Lehrwirtschaft für Gartenbau, 1928 als Mustergeflügelhof, Sonderkurse in Hauswirtschaft, Gartenbau und Kleintierzucht.
Maidennadel: Die Nadel mit der Form einer Sichel ist als Erinnerung an Luise von Tümpling, geborene von Boyen gestaltet, die 1907 Schloss und Gut Löbichau der Deutschen Adelsgenossenschaft schenkte, um darin eine wirtschaftliche Frauenschule einrichten zu können. Die Sichel ist dem Tümplingschen Familienwappen entnommen. *
*) Frauenschulen auf dem Lande ( Ortrud Wörner-Heil) - Schriftenreihe des Archivs der deutschen Frauenbewegung
– Band 11